Erdäpfelanstalt

 

So wie die vorher erwähnte Stiftung hauptsächlich zur Verbesserung des Handwerkerstandes diente, so hat diese Anstalt, welche ebenfalls der Sonnengesellschaft zu verdanken ist, zur Förderung der Landwirtschaft beigetragen. In Anbetracht des schlechten Korn- und Brotpreises hatte diese Anstalt speziell den Kartoffelanbau im Auge, indem sie unsere armen Bauern vor Not schützen wollte.

Nach einer gründlichen Beratung über die Anpflanzung von Erdäpfeln am 24. Nov. 1831, bot man dieser Gesellschaft aus dem Reservefond der Ersparniskasse gegen eine ausreichende Bürgschaft zinsfreie 200 Gulden an, damit die Armen bei der Erdäpfelpflanzung unterstützt werden könnten. Die Sache fand bei den Einwohnern grosse Zustimmung, worauf man sich entschloss, 100 Zentner Erdäpfel zu kaufen. Am 1. Dez. 1831 wurde ein Verteilschlüssel bestimmt, nach welchem ein eventuell daraus erwachsener Schaden getragen werden könnte und man wählte eine Kommission aus 7 Mitgliedern, die den Einkauf der Erdäpfel organisieren sollte. Diese kauften unverzüglich Erdäpfel zum Zentnerpreis von 2 Gulden 8 Kreuzer. Den Transport, so wie auch die Aufbewahrung in guten Kellern, boten sie zum Teil gratis an, oder verlangten nur ein kleines Entgeld. Am 4. März 1832 wurde von der Kanzel verkündet, dass alle mittellosen Gemeindebewohner Kartoffelsamen erhielten, wenn sie Lust hätten, solche Erdäpfel anzubauen. Sobald sie sich bei einem Mitglied der Erdäpfelanstalt melden würden, würde man ihnen die Samen gegen die Versicherung überreichen, dieselbe Menge im Herbst wieder zurückzugeben. Zugleich würde man ihnen mit Ratschlägen für die Bearbeitung des Bodens behilflich sein. Vermögende Gutsbesitzer wurden ersucht, ihren ärmeren Mitbürgern Boden auszuleihen und ihnen mit Düngemitteln zu helfen.

Im Frühling meldeten sich 104 Personen, denen nach Bedarf zwischen 30 und 254 Pfund Erdäpfel abgegeben werden konnte. Auch ausserhalb der Gemeinde wohnhafte Speicherer konnten an dieser Aktion teilnehmen. Das ursprünglich berechnete Quantum reichte jedoch bei weitem nicht aus. Es mussten deshalb noch mehr Erdäpfel angekauft werden, wobei der Zentner bereits 3 Gulden bis 3 Gulden 20 Kreuzer kostete.

Im Jahr 1832 wurden:

 

An Arme ausgeteilt

113

Zentner

42

Pfund

Zur Anpflanzung eines Ackers von einem Mitglied verwendet

1

Zentner

86

Pfund

Beim Auswägen ergab sich ein Gewichtsverlust von

2

Zentner

96

Pfund

Der Ankauf betrug also im Ganzen

118

Zentner

24

Pfund

 

 

 

 

 

Zurückgebracht wurden (bis 27. Dezember 1832)

92

Zentner

11

Pfund

Es blieben noch stehen (fehlende Menge)

21

Zentner

31

Pfund

 

 

 

 

 

An barem Gelde wurden darauf verwendet          

276

Gulden

42

Kreuzer

Die Pflanzungskosten obigen Ackers betrugen

23

Gulden

10

Kreuzer

Summe der Ausgaben

299

Gulden

52

Kreuzer

 

Wie obige Tabelle beweist, war die abgemachte Rückgabe des Saatgutes nicht überall als oberstes Gebot angesehen worden. Trotz dieses Undankes Einzelner wurde die Gesellschaft durch aufrichtige Dankbarkeit aufgemuntert und entschloss sich daher, die Anstalt fortzusetzen.

1846 erforderte die Not im Volk erneut Hilfe. Es wurden im Ganzen 56 Zentner nach neuem Gewicht an 43 hilfsbedürftige Familien verteilt. Die speziell für diesen Zweck eingezogene Kollekte warf 42 Gulden 24 Kreuzer und 46 1/2 Zentner Erdäpfel ab. 1847 brachte eine aus dem gleichen Grund gestartete Kollekte 173 Gulden 57 Kreuzer und 1848  256 Gulden ein. Da nun die Lebensmittel für die ärmere Bevölkerung  wieder günstiger wurden, hielt man die Fortsetzung dieser Anstalt nicht mehr für nötig und liess sie eingehen.