Anstalt für kranke Gesellen

 

Der 1824 aus der Ferne heimgekehrte Schustermeister J.J. Buff aus Trogen bewirkte die Gründung der sogenannten „Anstalt für kranke Gesellen“. Der von Buff überzeugte Sattlermeister Bartholome Meier aus Speicher konnte Alt Landesfähnrich Tobler dazu bewegen, in dieser Sache Hand zu bieten. Bei den Handwerkern beider Gemeinden fand dies natürlich viel Anklang.

Am 7. Januar 1827 kamen unter Toblers Leitung 21 Meister aus beiden Gemeinden zusammen, um in der Anwesenheit von 22 bei ihnen in Arbeit stehenden Gesellen diese Anstalt zu gründen. Die Meister zahlten 40 Gulden, die Gesellen 6 Gulden 36 Kreuzer in einen Fond ein, welcher seither vielen Fremdlingen zum Segen geworden ist. Fern der Heimat wurde ihnen so während einer Krankheit eine Unterstützung zuteil, die sie vielleicht nicht einmal im Schoss ihrer Familie gefunden hätten. Die entworfenen Statuten wurden 1827 gedruckt und mussten später noch zweimal aufgelegt werden. Der Vorstand dieser Einrichtung bestand Anfangs aus fünf Meistern, wurde später aber auf drei Meister und zwei Gesellen angepasst. Mitglieder, Meister und Gesellen, hatten sich monatlich einmal in der Herberge einzufinden, um dort ihre Obliegenheiten zu erfüllen. Die bei den 21 beigetretenen Meistern in Arbeit stehenden Gesellen mussten eine Eintrittsgebühr von 18 Kreuzer bezahlen, danach waren sie zu einem wöchentlichen Beitrag von 2 Kreuzer verpflichtet, welcher später auf 3 Kreuzer angehoben wurde. Als Schutz gegen das Zusammentreffen ungünstiger Umstände, der den Bestand des Fonds unter 50 Gulden drücken könnte, wurden die Bestimmung erlassen, dass die Meister und Gesellen über einen einmaligen doppelten Beitrag, oder nötigenfalls mehr, abzustimmen hätten.

Der Zweck dieser Anstalt ist die Unterstützung kranker oder verunglückter Gesellen. Von der Unterstützung sind diejenigen ausgeschlossen, welche beim Eintritt schon mit der Krätze behaftet sind, aber auch jene, welche an der Luftseuche oder an den Folgen der Völlerei leiden.

Am 8. Juni 1827 ersuchte Sattlermeister Meier den Gemeinderat in Speicher um den Schutz für die neu gegründete Hilfsgesellschaft, was dieser auch zu tun versprach. Bis ins Jahr 1835 wurden die Kranken gewöhnlich in der sogenannten Herberge verpflegt. Dort wurde auch die sogenannte Lade (Kasse) der Gesellschaft aufbewahrt. Nun befindet sich das Krankenzimmer der Gesellschaft in einem Privathaus. 1836 wurden dort zwei neue Betten und alle für ein Krankenzimmer nötigen Geräte aufgestellt. Seit dieser wesentlichen Verbesserung ist denn auch die Pflege und ärztliche Betreuung so gediehen, dass sie derjenigen in guten Spitälern grosser Städte keineswegs nachsteht.

Da die Verwaltung der Anstalt unentgeltlich geschieht und alle Beiträge ausschliesslich für die Kranken verwendet werden, kann sie ihre Aufgabe, welche nicht allein durch statutarische Beiträge der Mitglieder, sondern auch von ausserhalb durch schöne Spenden ermöglicht wird, bestens erfüllen.

Laut nachstehender Tabelle betragen:

 

Sämtliche Einnahmen von 1827 – 1847

3222

Gulden

30

Kreuzer

Sämtliche Ausgaben

2978

Gulden

35

Kreuzer

Vermögen

343

Gulden

55

Kreuzer

 

 

 

 

 

Die Einnahmen zerfallen in:

 

 

 

 

Auflagen, Einschreibegebühren,

Bussen, Austrittsgebühren        

2826

Gulden

48

Kreuzer

Geschenke

218

Gulden

20

Kreuzer

Rückerstattungen und Vergütungen

50

Gulden

23

Kreuzer

Erlös von hinterlassenen Effekten

143

Gulden

1

Kreuzer

Hauszins

12

Gulden

36

Kreuzer

Zinse

14

Gulden

30

Kreuzer

Aus der Ersparniskasse

56

Gulden

52

Kreuzer

 

3322

Gulden

30

Kreuzer

 

 

 

 

 

Die Ausgaben zerfallen in:

 

 

 

 

Arzt und Verpflegungskosten

2432

Gulden

40

Kreuzer

Mobilien, Effekten, Betten und Bettgewand

220

Gulden

45

Kreuzer

Unterstützungen           

41

Gulden

39

Kreuzer

Mietzins und Assekuranz         

115

Gulden

42

Kreuzer

Verschiedene untergeordnete Gegenstände

Als: Lade, Bücher, Porti, Aufb. Etc.

116

Gulden

9

Kreuzer

Übersenden von der Hinterlassenschaft an die Mutter eines Verstorbenen und Bussenrückzahlung

51

Gulden

40

Kreuzer

 

2978

Gulden

35

Kreuzer

 

Die Wohltat der Verpflegung kam bisher 178 kranken Gesellen zugute, wovon 4 leider nicht mehr lebendig aus der Anstalt austraten. Während dieser Zeit starben auch eine treue Krankenwärterin und 2 Meister, die Mitglieder der Anstalt waren. So wie man die Verpflegung der Kranken durch die Anschaffung von notwendigen Einrichtungen erleichtern und verbessern wollte, so versuchte man andererseits auch die Kranken zur Reinlichkeit und nötigen Diät zu erziehen. Man hatte erkannt, dass das Einhalten der Vorschriften des Arztes für die Genesung förderlich sein konnte. Um die Genesungszeit besser auszufüllen, wurde eine aus Andachts- und Unterhaltungsbüchern bestehende Bibliothek eingerichtet.

Wir hoffen, dass diese Anstalt, welche denjenigen zum Wohle gedeiht, die entfernt von den lieben Angehörigen der Pflege wohltätiger Menschen bedürfen und welche zur Ehre unseres Handwerkerstandes gebührt, noch lange fortblühen!