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Musikgesellschaften sind mit
Sängervereinen verwandt, nur wollen sie bei uns weniger gut gedeihen. Schon
um 1760 bildete sich in Speicher die erste Musikgesellschaft. Heinrich
Scherer, welcher bereits für das Gesangswesen
so viel getan hatte, war die treibende Kraft für die Entstehung einer Harmoniemusik.
Diese setzte sich aus 2 Oboisten, 2 Hornisten und 1 Fagottisten zusammen.
Heinrich Scherer, der bis in die 1790er Jahre Leiter blieb und danach seine
Stelle an seinen Sohn Johannes abtrat, vertauschte später die Oboen mit
Klarinetten, welche den Ton DIS aufwiesen. Sein Nachfolger führte dann den
Ton f ein und fügte türkische Instrumente hinzu, wodurch sich das Personal um
die Hälfte vermehrte. Unter Johannes Scherer wurde die Musik nicht nur für
hiesige Militär- und andere Anlässe in Anspruch genommen, sondern spielte
manchmal auch in St. Gallen. Von 1803 bis 1825 versah
Johann Heinrich Tobler die Direktionsstelle, wir haben ihn bereits als
Förderer unseres Gesangswesens kennen gelernt. Anschliessend trat er dieses
Amt an Michael Kriemler an der Kohlhalde ab. Aus den Statuten der Musikgesellschaft
geht hervor, dass wöchentlich eine besondere und jede dritte Woche eine
allgemeine Probe stattfand, an welcher auch die türkischen Instrumente
mitspielten. Musikfreunden stand es frei, die ganze Musikgesellschaft oder
nur eine Harmoniemusikbesetzung zu bestellen. Letztere bestand aus 4
Klarinetten, 3 Hornisten, 1 Fagottisten, 1 Piccolisten, und 1
Bassklarinettisten. Durch eine Begebenheit
veranlasst, erklärte sich 1826 der durch seine Verdienste um unsere Armen
bekannte Ratsherr Tobler an der Kohlhalde bereit, eine beträchtlich Summe zu
spenden. Voraussetzung war, dass sich Männer finden würden, die zur
Unterstützung der damals in Speicher bestehenden Harmonie- und Feldmusik 100
Gulden zusammenbrächten. Seine Bedingungen wurden dann durch die Ratsherren
G. L. Schläpfer im Kaufhaus, J.U. Zuberbühler, J.J. Tanner, J.B. Rüsch, J.K.
Eugster, Johannes Tobler zum Anker, Hans Jakob und Johannes Scherer jünger,
Johannes Schläpfer im Kaufhaus, Hauptmann J.E Tobler, Dr. Gabriel Rüsch, Dr.
Scherer und J.J. Scherer jünger, erfüllt. Mit Freuden stockte Ratsherr Tobler
die gespendete Summe mit seinen 100 Gulden auf. Dessen ungeachtet löste sich
die Musikgesellschaft im November 1828 auf. Diejenigen Instrumente und
Musikalien, welche der damaligen Gesellschaft gehörten, wurden unter den
Mitgliedern vergantet, die übrigen aber zur Benutzung eines eventuell
nachfolgenden Musikvereins aufbewahrt. Am 8. März 1829 bildete sich unter dem Vorsitz von
Alt Landesfähnrich Johann Heinrich Tobler eine neue Harmoniemusik aus 6
Mitgliedern, welche jede Woche 2 Stunden probte. Aber auch diese Musik
bestand nur bis 1832. 1834 wurde abermals ein neuer Verein ins Leben gerufen.
Diese Gesellschaft wurde von Bartholome Meier geführt, der musikalische
Leiter war Anderegg aus St. Peterszell. Sie bestand aus zirka 12 Mitgliedern,
die sich regelmässig am letzten Sonntag des Monats versammelten. Wie schon
die bisherigen Gesellschaften, löste sich auch diese nach zirka einem Jahr
auf. Das gleiche Schicksal teilte
die am 1. November 1843 gegründete Musikgesellschaft, der Schustermeister
Johannes Züst vorstand. Sie hatte folgende
Instrumente: 1 Corno I, 1 Corno II, 1 Klarinette I, 1 Klarinette II, 1
Trompete I, 1 Trompete II und 1 Posaune. Sie erhielt von den Verwaltern des Musikfonds 24 Gulden 58 Kreuzer an
die Unkosten für die Instrumente und Musikalien (Noten), musste sich aber am
24. Februar 1844 verpflichteten, die mit den Geldern des Fonds angeschafften
Gegenstände bei einer allfälligen Auflösung abzugeben. Später wurde ein erneuter
Versuch zur Gründung einer neuen Musikgesellschaft gemacht, man blieb aber
erfolglos. Überhaupt scheint bei uns wenig Sinn für diesen Bereich der
Tonkunst vorhanden zu sein, was wir um so mehr bedauern, da wir uns gerne an
die Musik unter der Leitung von Alt Landesfähnrich Johann Heinrich Tobler
erinnern. Wie konnte sie doch Feste wie die Landsgemeinde, wo ihre Töne oft
schon am frühen Morgen von Vögelinsegg herunter klangen oder den
Sylvesterabend und den Ostermontag verschönern. |