Boten und Post

 

Wenn Handel und Gewerbe blühen sollen, ist ein geregeltes Boten- und  Postwesen unerlässlich. In Speicher waren folgende Männer als Boten angestellt:

 

1.

Jakob Mötte, ihm folgte

2.

Leonhard Koller

3.

Johannes Tobler, Kreuzerwirt, Bote von 1819 bis November 1833

4.

Johann Kaspar Zürcher war Bote von 1833-1842. Anschliessend wurde er Postkontrolleur

5.

Jakob Engele bekleidet die Botenstelle seit 1842

 

1819 wurde bei einer neuen Botenwahl die Gelegenheit zu folgender Botenordnung genutzt:

 

1.

der Bote hat alle Tage einmal und nötigenfalls am Montag und Freitag zwei Mal wegen der Frühbriefe nach St. Gallen zu gehen.

2.

Er soll mit dem Geld bei Tag nach Hause kommen.

3.

Ihm liegt ob, die Briefe noch am gleichen Tage abzulegen.

4.

Die von St. Gallen abgehende Post darf er nie versäumen.

5.

Er soll ein der Gemeinde gehörendes Botenschild tragen.

 

Seither musste der Bote täglich nach St. Gallen gehen. Die 1819 eingeführte Botenordnung war bis 1842 in Kraft. Sie wurde in dieser Zeitspanne nur in Bezug auf Punkt 1 verändert, nach welcher der Bote zwei Mal täglich nach St. Gallen zu gehen hatte. Ab1842 trat an die Stelle des Gemeindebotenwesens das St. Gallische Postwesen. Wir haben in diesem Buch schon die bedeutenden Verbesserungen in unsrem Strassenwesen erwähnt. Als Folge davon ist die vom St. Gallischen Postamt an die Vorsteherschaften von Trogen und Speicher gemachte Anzeige vom 16. Oktober 1841 zu betrachten. Darin wird kundgetan, dass bis spätestens am 1. April 1842 eine Eilwagenverbindung von St. Gallen über Trogen und Speicher bis nach Feldkirch in Betrieb genommen würde und dass damit die Einladung verbunden sei, von dieser Einrichtung Gebrauch zu machen. Mit der Inbetriebnahme dieser Verbindung könnte auch die schweizerische und französische Korrespondenz nahezu 24 Stunden schneller als bisher zugestellt werden, spezielle Wünsche könnte man noch anbringen. Speicher und Trogen bestimmte darauf ein gemeinsames Komitee, welches mit der Postkommission in St. Gallen Verhandlungen aufnahm. Nachdem sich die Appenzeller vergeblich um ein Postregal (Postrecht) mit St. Gallen bemüht hatten, schlossen sie mit ihnen einen Vertrag ab, der im appenzellischen Monatsblatt vollständig abgedruckt wurde und nach dem:

 

a.

Speicher und Trogen eine doppelte Postverbindung erhielten, und zwar so, dass ein Eilwagen alle Morgen von Feldkirch über Altstätten, Trogen, Speicher nach St. Gallen und am Abend von da über die gleichen Ortschaften wieder nach Feldkirch gehen, und ein Fussbote am Morgen von St. Gallen nach Speicher und Trogen und am Nachmittag von da nach St. Gallen zurückkehren sollte;

b.

Die beiden Gemeinden betreff der Tarife in das St. Gallische Distanzsystem aufgenommen wurden;

c.

Die Postkontrolleure in Speicher und Trogen von der St. Gallischen Postverwaltung aber aus Landleuten erwählt wurden;

d.

Dagegen diese beiden Gemeinden sich verpflichteten, dass die an beiden Orten entstehenden Briefe, Zeitungen, Valoren und Fahrpoststücke, insofern solche nicht 15 Pfund an Gewicht übersteigen, der Post zur Beförderung übergeben werden mussten, wo hingegen die Postverwaltung sich verpflichtete, für den Personentransport nötigenfalls in Altstätten, Trogen und Speicher für Beiwagen zu sorgen

 

Nachdem der vorher erwähnte Vertrag sowohl von St. Galler Seite, als auch von den Vorsteherschaften in Trogen und Speicher genehmigt worden war, beschloss der Gemeinderat von Speicher am 26. April, diesen Vertrag von der Kanzel herab dem Volk verkünden zu lassen. Niemand sollte durch eine Verletzung des Vertrages Unannehmlichkeiten erdulden müssen. Am 1. Mai 1842 war der festliche Tag, an dem der Eilwagen das erste Mal durch unsere Gemeinde fuhr. Wie in Trogen, so wurde er auch hier feierlich empfangen. An der Grenze bei Vögelinsegg, beim Postbüro in Speicher und in Trogen empfingen Ehrenbogen mit entsprechenden Inschriften die willkommenen Passagiere. In Speicher schlossen sich dem Postwagen verschiedene Chaisen (Pferdewagen) an. Vorsteher und Privatleute begleiteten den ersten Postwagen bis an die Grenze. Das Fakturenbuch im Postbureau in Speicher gibt über den hiesigen Postverkehr in folgender Tabelle Auskunft:

 

In Speicher kamen an:                       

Jahr

Fahrpoststücke (Pakete)

Briefe

1842

583

3268

1843

1000

5968

1844

1086

5929

1845

977

5966

1846

1166

6190

1847

1001

6990

1848

1161

6985

1849

1454

7443

1850

1757

7649

Total

10185

56388

 

 Von Speicher gingen ab:                                                                   

Jahr

Passagiere

Fahrpoststücke

Briefe

1842

146

585

2908

1843

88

996

4607

1844

60

1090

4897

1845

77

956

4966

1846

93

1161

5070

1847

61

1098

5795

1848

55

1547

6169

1849

80

1712

6571

1850

64

1906

7236

Total

724

11051

48219