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Zusammenkünfte von Personen beiderlei Geschlechts
sind im Appenzellerland schon seit langer Zeit an bestimmten Tagen üblich.
Sie bezwecken eine gesellschaftliche Unterhaltung und werden gewöhnlich
„Stubeten“ genannt. In der Regel fanden sie am Pfingstmontagnachmittag statt,
deshalb musste der Messmer die Kirche schon eine Stunde früher einläuten.
Normalerweise wurden die „Stubeten“ im Freien gehalten und von der Regierung
mit folgendem Argument gefördert:
„damit das junge Volk seinen Mut in Zucht und Ehre zeigen könne“. Die Stubeten von Speicher
fand im Almenweg statt. Die Bewohner von Trogen und Speicher, Teufen und Gais
stellten sich in zwei Parteien auf. Anfangs standen diese zwei Gruppen rund
500 Schritte voneinander entfernt und mussten nach dem Startsignal versuchen,
von der anderen Gruppe Gefangene zu machen. Nebst diesem Spiel waren Musik,
Tanz, Gesang und andere Spiele üblich, wobei die Ratsherren und Landweibel
den Anlass beaufsichtigten. Einmal führten die Männer von Teufen den grossen,
kräftigen Regler an einer Kette durch die Reihen der Zuschauer. Sie wollten
ihn als zweiten Goliath darstellen, da er ein bekannter Raufbold war und
forderten damit die anwesenden Männer zum Faustkampf gegen den Angeketteten
heraus. Der wagemutige, aber viel kleinere Johannes Rechsteiner von Speicher
konnte den Riesen überwältigen und es kam zu einem heftigen Faustkampf, an deren
Folgen Regler nach einigen Wochen starb. Aus diesem Grund verbot die
Regierung schon 1666 die Almenwegstubeten in Speicher und erneuerte diese
Weisung im Jahr 1726. Trotz des Verbotes wurden
solche Spiele noch längere Zeit fortgesetzt, indem sich die Jugend jeden
Sonntag auf dem Kirchenplatz versammelte. Eine Partei stellte sich beim
Pfarrhaus, die andere bei der Linde auf, und mit dem Ausruf: “ Ritter, Ritter, der Hauptmann kommt!“,
liefen beiden Parteien gegen einander und versuchten Gefangene zu machen. Ab
1760 wurde der Treffpunkt auf den Horst verlegt, wo auch noch in den Jahren
um 1820 verschiedene Spiele an der Tagesordnung waren. Mit der Zeit fanden
sie aber immer seltener im Freien statt. Wie die Alpstubeten, so wurden auch
Tanzspinnen, Fasnachtslustbarkeiten, Klausenmachen, Maskeraden, Funkenmachen,
Winkelstubeten, Umzüge bei Kirchweihen und dergleichen verboten, weil diese
oft missbraucht wurden, denn Kegelschieben, Kartenspiel, Eierlesen und
Narrenräte waren eben nicht so sittsam. Mehr als Verbote bewirkte
aber der Wechsel der Zeit, wie auch die veränderten Sitten und Gebräuche. In
den schlechten Jahren um 1740 wurden die Leute ernster und die Lust am
sonntäglichen Gesang kam plötzlich in Mode. Die gesegneten Jahre um 1760
hingegen förderten den jetzt noch vorherrschenden Genuss am Wirtshausleben. |