Naturerzeugnisse

 

Die Naturerzeugnisse aus dem Mineralienbereich beschränken sich nebst den hauptsächlich vorkommenden Erdarten auf einige Mineralquellen, etwas Torf und Steinkohlen.

Von den Mineralquellen sind bekannt:

 

1.

Die Quelle am Stoss. Sie entspringt aus Torfgrund am nordöstlichen Fuss des Hügels, auf welchem die Kirche steht, nahe beim Haus des jetzigen Besitzers, Leonard Kast im Stoos. Sie wurde als Schwefelquelle im Flecken schon von Walser in seiner Appenzellerchronik vom Jahre 1740 erwähnt. Vor etwa 20 Jahren benützte man sie in einer Scheune zum Baden. Mangels geeigneter Einrichtung wurde das Bad aber bald wieder aufgehoben.

2.

Die Quelle von Erlen fliesst 10 Minuten von der Kirche entfernt, links von der Strasse nach Trogen. Der durch seine Volkslieder berühmte Tobler liess hier im Jahr 1822 einen Sodbrunnen graben und fand in einer Tiefe von 6 m ein helles, frisches, hepatisch riechendes und tintenhaft schmeckendes Wasser. Nach Untersuchungen von Apotheker Meier und Dr. Gabriel Rüsch soll es Schwefelwasserstoffgas, Eisen, Extraktmaterie, Tonerde, kohlensaure und salzsaure Kalk- und Talkerde enthalten und ein spezifisches Gewicht von 1001 besitzen. Benutzt wurde es nach seiner Entdeckung einige Jahre als Bad im Erdgeschoss des Hauses. Man fand es nützlich gegen allgemeine Schwäche, Bleich- und Gliedsucht. Wegen fehlendem Zuspruch ging dieses Bad aber bald wieder ein.

3.

Die Quelle beim Ziehbrunnen neben dem Wirtshaus zum Löwen in der Schupfe führt Wasser, das nach Schwefel riecht. Sie ist aber wegen des geringen mineralischen Gehalts kaum der Erwähnung wert.

 

Torf wird seit mehreren Jahren durch Althauptmann Eugster auf seinem Gute in der Wies gestochen.

Steinkohleadern finden sich im Töbeli. Es lohnt sich aber nicht der Mühe, zu graben. Auf dem Bergrücken von Neppenegg finden sich in Quadersteinen 7 cm dicke Glanzkohlen.

Zu den wichtigsten Produkten des Pflanzenreichs gehören Graswuchs, Holz und Obst. Der Graswuchs bildet auf allen Gütern den Hauptertrag.

 

Die folgenden Angaben für das Jahr 1831 entnehmen wir dem „Sammler“ von Hauptmann Schirmer sel.

Danach zählte Speicher:

216 Heimaten und Besitzungen.  Heimaten, das sind Häuser mit Scheunen und wenigstens soviel Boden, um eine Kuh 8 Wochen lang zu ernähren. Besitzungen sind Wiesen und Weiden ohne Häuser.

 

Die 245 Wiesen unserer Gemeinde ernähren mit ihrem Ertrag 602 Kühe über das ganze Jahr.

 

Die 34 Weiden liefern einen Ertag für 86 Kühe während 17 Wochen oder für 29 Kühe während eines Jahres. Wiesen und  Weiden zusammen liefern im Jahr Futter für 631 Kühe.

 

Rechnet man nun, dass eine Kuh im Durchschnitt jährlich 70 Gulden Nutzen abwerfe, so beläuft sich der jährliche Ertrag der Besitzungen (Wiesen und Weiden) in unserer Gemeinde auf 44'170 Gulden.

Schätzt man zudem den Boden, welcher eine Kuh während eines Jahres ernähren kann, auf 800 Gulden, so beträgt der Kapitalwert der Heimaten oder Besitzungen 504’800 Gulden. Wird der Kapitalwert auf die Kuh auf 1000 Gulden geschätzt, so ist der Wert aller Kühe 631'000 Gulden.

Teilen wir die Güter nach ihrer Grösse ein, so haben wir :

 

für

   1/6 - 2

Stück

auf eine Besitzung

103

für

2  -  4

Stück

auf eine Besitzung

76

für

  4  -  6

Stück

auf eine Besitzung

30

für

  6  -  8

Stück

auf eine Besitzung

6

für

  8  - 10 

Stück

auf eine Besitzung

1

           

Der Klee- und der Getreideanbau sind unbedeutend, obschon die schönen Kornfelder auf dem Waisengute, wo der Wind von allen Seiten Zutritt hat, das Gedeihen desselben beweisen. Der Kartoffelanbau hingegen fand bis auf die letzten Fehljahre immer grössere Verbreitung.

Der Gartenbau verdankt sein Dasein mehr der Liebhaberei als dem materiellen Nutzen.

Obst gedeiht gut, am besten das Mostobst. Edlere Kernfruchtarten werden fast einzig in Gärten gezogen. Auch der Kirschbaum gedeiht, wie auch der Zwetschgenbaum, besonders in den milderen Gegenden. Andere Steinfruchtarten kommen ebenfalls nur in Gärten vor. Im Ganzen ist die Gemeinde, besonders die Schwende, ziemlich baumreich. Im Jahr 1847 wurden laut Verzeichnis 5816 Ledi oder zirka 10'000 Zentner Obst gewonnen, wovon 3197 Ledi auf die Schwende fielen.

Lehrer Waldburger, Hs. Ulrich Etter an der Halden und andere Bewohner der Schwende versuchten auch den Anbau von Maulbeerbäumen. Sie scheinen aber auch in diesem milderen Teil der Gemeinde nicht recht zu gedeihen. Entweder ging diesen Kultur-Liebhabern eine gründliche Kenntnis ab oder die Geduld zu früh aus.

Die Waldungen haben sich durch die vielen Bauten, durch die Vermehrung der Bevölkerung und des Gewerbes in den letzten 30 Jahren bedeutend verringert. Besonders der Horst, die Steinegg und Neppenegg haben aber jetzt noch schöne Forste und ein paar jüngere, reiche Besitzer haben herrliche, junge Anlagen im Steinegger Horstgebiet angelegt. Auch die steilen Abhänge gegen die Flussbette hinunter sind grösstenteils mit Holz bewachsen. Die Waldungen bestehen hauptsächlich aus Nadelholz, wovon Fichten (Rottannen), Tannen (Weisstannen) und Lerchtannen (Lerchen) zu nennen sind. Buchen kommen beim Laubholz am häufigsten vor.

Dass das Tierreich in Speicher besonders durch den Viehbestand vertreten wird, geht aus den Produkten des Pflanzenreiches hervor. Nach den Angaben des sel. Statthalter Rechsteiner soll unsere Gemeinde im Jahr 1796 786 Stück und im Jahr 1814 641 Stück Vieh gezählt haben. Bei der 1850 in Speicher aufgenommenen Viehzählung wurden in der Gemeinde 48 Pferde, 547 Stück Kühe, 34 Kälber, 26 Ochsen und Stiere, 105 Ziegen, 132 Schafe und 55 Schweine gezählt. Es wird aber wenig Vieh in der Gemeinde selbst gezogen. Das meiste wird auf den Märkten in Vorarlberg gekauft.

Von anderen Haustierarten werden hauptsachlich gehalten:

Pferde, Schweine, Katzen und Hunde, weil der Besitz der letzteren in unserem Lande noch durch keine Abgaben erschwert wird. Federvieh, mit Ausnahme von Hühnern, wird nicht in besonders grosser Zahl gehalten.

Vom Wild sind folgende Arten vorhanden: Hasen, Iltisse, Füchse und Marder. 1517 wurde in Speicher noch ein Luchs geschossen. In der Schwende hört man nicht selten das schauerliche Jauchzen des Uhus. Im Allgemeinen hat die Gemeinde dieselben Tiere wie die übrige Gegend.

Bemerkenswert ist noch, dass vor zirka 20 Jahren im Archivgewölbe unserer Kirche (Trestkammer) ein erfrorener Mauerspecht – hier eine seltene Erscheinung – gefunden wurde. Er konnte in die Sammlung der naturforschenden Gesellschaft in St. Gallen abgegeben werden.

1814 wurde beim Aushub des Fundamentes fürs Haus des Arztes Lutz der verkohlte Kopf eines Rhinoceres incisivus gefunden, dessen Kiefer in das Kabinet von Pfarrer Rechsteiner wanderte.