Kirchengut

 

Um die Ausgaben bestreiten zu können, wurde schon bei der Stiftung der Pfarrkirche ein Kirchengut gebildet, wozu die ersten Anfänge durch den Einzug von Steuern gemacht wurden, an welche sich bis 1652 noch verschiedene Vermächtnisse im Gesamtbetrag von zirka 750 Gulden reihten. Durch schlechte Bewirtschaftung war dieses Vermögen, wie schon angetönt *, bedeutend geschmälert worden. Die im Jahr 1659 angeordnete Sondersteuer brachte 1000 Gulden ein. Das Kirchgut erhielt auch durch zwei weitere Sammlungen in den Jahren 1762 (5076 Gulden 48 Kreuzer) und 1787 (3882 Gulden 55 Kreuzer) einen ordentlichen Zuwachs. Das Vermögen wuchs durch weitere schöne Vermächtnisse zwischen 1732 und 1850 auf 8057 Gulden an, aber auch durch Loskäufe von der Kirchenmeierstelle **, welche laut Kirchenmeier- und Einzügerbuch von 1723 - 1829 immerhin 3900 Gulden in das Kirchengut spülten und durch Zinsvorschüsse und bessere Verwaltung zusehends an. Bis zum Jahr 1764 war das Vermögen auf 11'755 Gulden angewachsen und belief sich 1780 bereits auf 15'220 Gulden 19 Kreuzer. 1814 betrug es 21'059 Gulden 16 Kreuzer, 1820  20'740 Gulden, 1830  23'126 Gulden 30 Kreuzer, 1840 24'407 Gulden und 1850 wurden 25'143 Gulden ausgewiesen.

*  Das erste Kirchenbuch, das uns über den Stand des Vermögens Kunde gibt, beginnt mit dem Jahre 1616. Anfangs wurden nur die guthabenden Schulden und zwar jedes Jahr der Reihe nach auf ein Blatt geschrieben ist. Es fehlen aber die Jahrgänge 1647 – 1658, wie auch ein im ersten Kirchenbuch liegender „Extract aus einem alten Kirchenbuch vom 10. November 1665 wegen den Wasserunkosten vom Dorfbrunnen, wie sie an den gehaltenen Kirchenrechnungen verrechnet worden ist“ , die in der Zeit, in der man das Kirchengut plünderte, entweder gar nicht eingetragen waren oder wieder herausgenommen wurden. Von 1659 an wurden alle Schulden auf ein eigenes Blatt geschrieben, die Angabe des Vermögens und die Ausgaben hinten angereiht. Vor 1659 fehlten die Schulden und die Einnahmen waren im ersten Kirchenbuch gar nicht verzeichnet. Merkwürdig ist es, dass das Pfrundgeld fehlt, aber das Einkommen des Messmers und des Vorsängers im ersten Buch verzeichnet sind.

1768 wurde das Kirchenpflegerbuch eröffnet, das ganz klar Einnahmen und Ausgaben (Soll und Haben) in zwei Blattseiten ausscheidet. Das Einkommen des Pfarrers findet sich ebenfalls unter den Ausgaben verzeichnet. Aber noch immer ist alles, was nicht in die Armen- oder in die Schulrechnung gehört, mit der Kirchenrechnung vermengt. 1805 wurde dann ein eigenes Steuer- und Polizeikassabuch eingeführt, um so die völlige Trennung der verschiedenen Rechnungen zu erreichen. Sonderbar ist aber, dass die Jahrmarktrechnungen bis 1823 trotzdem immer noch in den Kirchenrechnungen vorkommen. Von 1823 an ist auch das vorhandene Vermögen des Kirchengutes erwähnt, welches bereits seit 1664 im Gemeindekapitalbuch aufgezeichnet war. Seit 1829 wurden auch die Einnahmen der Kirchensteuer beigefügt. Im Weiteren verweisen wir in Bezug auf die Führung der vorhandenen Gemeindebücher auf die interessante kleine Broschüre: „Bericht über die Gemeindekanzleiinspektion im Jahr 1850“.

**  Es war seit uralten Zeiten Brauch, dass die Kirchhöre einen Zinseintreiber für das Kirchengut wählte und den man Kirchenmeier nannte. Wollte jemand diese Stelle nicht übernehmen, so konnte er sich mir einer gewissen Summe loskaufen. Diese betrug von 1723 – 1830  10 Gulden und von Martini 1830 bis 1832  20 Gulden. 1832 wurden die Kirchenmeier abgeschafft und an dessen Stelle ein besonderer Zinseintreiber gesetzt.

Mit der Zunahme des Vermögens stiegen auch die Ausgaben:

                                                                                                                                  

 

Einnahmen

Ausgaben

Jahr

Gulden

Kreuzer

Gulden

Kreuzer

1670

 

 

49

 

1700

 

 

142

32

1710

 

 

100

53

1721

 

 

351

 

1736

 

 

329

30

1770

704

 

704

 

1780

1653

52

1232

49

1790

1681

14

1591

32

1800

1768

49

773

54

1810

1650

17

842

49

1820

1229

2

1203

29

1830

1639

23

1064

5

1840

1354

31

968

53

1850

1396

42

1000

47

 

Noch deutlicher ist der Vergleich zwischen den Ausgaben eines Jahrzehnts zweier Jahrhunderte:

                           

 

1721 - 1730

1821 - 1830

Was

Gulden      

Kreuzer

Gulden

Kreuzer

Pfrundgeld, Kapitelgulden und der Magd des Pfarrers fürs Heizen etc.

2’340

 

5’683

 

Messmer

 

 

379

30

Bubenwächter

 

 

109

27

Kaminfeger (für die Gemeindehäuser)

 

 

40

 

Nachtwächtergeld

 

 

140

 

Bannwärte

 

 

29

42

Brunnen- und Beuchhauskosten

 

 

161

41

Vorsänger

 

 

343

36

Abendmahlbrot und Wein und den Kelchhaltern

 

 

285

7

Baukonto

 

 

1’967

10

Einzieherlohn

 

 

1’276

13

Rechnung und Protokollieren

 

 

356

36

Die übrigen Auslagen

2’740

30

 

 

Verschiedenes

 

 

146

20

Zinsverlust und Zinsnachlass

 

 

190

13

Zwischentotal Ausgaben

5’080

30

11’108

35

Zedelankauf

 

 

5’419

35

An Zins gelegt

 

 

3’207

37

Saldo vom vorigen Jahr

 

 

76

1

Kassiersaldo

 

 

3’296

12

Totale Ausgaben Vergleich

5’080

30

23’108

7

 

An Vermögen besitzt das Kirchengut nebst den liegenden Zinsen auch die Kirche, das Pfarrhaus, das Messmerhaus, das alte Spritzenhaus im Kirchhof und folgende Gegenstände für die Kirche:

-          3 Abendmahlkelche mit einem Gewicht von 73 Lot Silber, wovon der erste aus dem Jahr 1615 stammte und der zweite ein Gewicht von 26 ½ Lot aufwies und im Jahr 1731 gemeinsam von Barbara Rechsteiner, der Tochter von Hauptmann Johannes Rechsteiner und Magdalena Koller geschenkt wurde. Der dritte war ein Geschenk von Anna Müller, der Witwe von Johannes Rechsteiner, im Jahr 1760.

-          einen Abendmahltisch. 

-          6 zinnerne Kannen, welche 1764 für 34 Gulden 44 Kreuzer angeschafft wurden, wobei 4 alte Kannen 1786 für 8 Gulden verkauft werden konnten.

-          eine silberne Schüssel aus dem Jahr 1785 für das Abendmahlbrot mit einem Gewicht von 32 Lot Gewicht, ein Geschenk von Frau A.K. Keller, der Witwe von Hauptmann Baumgartner . Die alte Schüssel wog 14 Lot.

-          zwei Laden.

-          eine Schüssel für Abendmahlsteuern, welche 1805 für 33 Gulden 36 Kreuzer gekauft wurde.

-          eine silberne Taufschüssel mit 101 Lot Gewicht und einem Wert von 175 Gulden wurde 1808 von Elisabeth Iller geschenkt  Alles Silberzeug zusammen wiegt 226 Lot und hat einen Wert von 362 Gulden.

 

Einst besass die Kirche auch ein Fass, welches Hauptmann Johannes Keller 1769 zusammen mit 300 Gulden geschenkt hatte, um sich aus den anfallenden Zinsen Wein für das Abendmahl einzulagern. Da sich der Wein aber nicht lange genug hielt, wurde der Abendmahlwein wieder von den Wirten bezogen, wobei er vorher vom Hauptmann degustiert wurde.

In der Trestkammer, einem feuerfesten Gewölbe im Turm, befindet sich eine eiserne Kiste, welche 1740 für 15 Gulden 20 Kreuzer angeschafft wurde und in 3 Fächern Pfand- und andere Briefe sowie Urkunden enthält, die sich namentlich auf Vogteisachen, alte Vogteirödel etc. beziehen. Den Anlass zur Beschaffung jener Kiste gab ein 1739 stattgefundener Einbruch mit der anschliessenden Sprengung der vorher nur aus Holz verfertigten Lade. Der Dieb hatte von einer Zahlung an die Gemeinde erfahren, fand aber an Stelle der erhofften Geldsumme nur alte Briefe und Siegel, die er verärgert in der ganzen Kirche herumstreute.

In einem Kästchen und in einem, in Fächer unterteilten Gestell, wurden ebenfalls Archivgegenstände aufbewahrt. In der Kornschütte, dem Estrich der Kirche, befanden sich neben Kornvorräten auch alte Kirchengegenstände, Werkgeschirr und die 1917 für die Arbeitsschule angeschafften Spinnräder und Haspel. 1798 liess man für 63 Gulden 38 Kreuzer Morgensterne herstellen. Zusammen mit weiteren brauchbaren Militärgegenständen, welche zur Bewaffnung von mittellosen Soldaten dienten, wurden sie ebenfalls in der Kornschütte gelagert.