1. |
Johannes Gmünder von Herisau
wurde 1614 gemäss der damaligen Sitte durch Handauflegen vom Dekan in der
Gegenwart des Landammannes eingesegnet. Er wurde nach 7 Jahren nach Hundwil
und 1630 nach Herisau berufen. Er starb 1664 in Speicher, vermutlich bei seinem
Enkel, Pfarrer Nänni, im Alter von 76 Jahren. Er spendete an ein Gartenhaus
20 Gulden. |
2. |
Stephan Knupp aus Zürich, war
von 1592 an Pfarrer in Herisau. Er war auch der Verfasser des neuen
Ausserrhodischen Ehebüchleins vom Jahre 1600 und eines umständlichen
Berichtes über den Kollaturstreit mit den Äbten Joachim und Bernhard von St.
Gallen. Bei diesem Streit, wie auch bei der Landteilung 1597 hatte er
wichtige Dienste geleistet. Er war damals Inspektor und 1602 Dekan bei der in
diesem Jahr gegründeten eigenen Synode. Als er seine Verdienste nicht nach
Würde belohnt sah, resignierte er 1622 in der Hoffnung, ausserhalb Appenzells
eine bessere Anstellung zu finden, musste sich aber am Ende mit der hiesigen
schlechten Pfründe begnügen. Wegen Krankheit konnte er dieselbe indessen nur
4 Wochen gehörig versehen und starb im folgenden Jahr. |
3. |
Bartholome Anhorn von Fläsch
war nach einem 26 - jährigen Pfarrdienst in Fläsch beim Einfall der
Österreicher ins Prättigau vertrieben worden und hatte 1623 in Speicher eine
Zuflucht gefunden. Nach 3 Jahren wurde er aber schon nach Gais berufen. Er
hinterliess ein Manuskript über die Geschichte des Landes Appenzell, welche
Schreiber Freitag abgeschrieben hatte und das sich die Obrigkeit für 5 Gulden
gekauft und Walser für seine Chronik
zweckmässig benutzt hatte. Von ihm und seinem Sohn sollen in der
Stadtbibliothek von St. Gallen noch manche Schriften vorhanden sein. Sein
Sohn schrieb 1664 auch die „christliche Warnung vor Aberglauben und
Zauberei“, die, weil sie missverstanden war, auch bei uns verboten wurde. |
4. |
Emanuel Ullis von Basel von
1626 - 1630 |
5. |
Jakob Lavater von Zürich von
1630 – 1635 |
6. |
Johann Heinrich Spiller von
Zürich von 1635 – 1651 |
7. |
Johannes Nänni von Herisau
von 1652 – 1670. Von Nänni ist bekannt, dass ihm die Obrigkeit
ein Neujahrsgeschenk von 10 Gulden jährlich als Zulage zum Pfrundgeld gab.
Speicher schenkte ihm gemäss damaliger Sitte zwei Aussteuern, das erste Mal 7
Gulden 3 Batzen für den Dekan in Trogen, das andere Mal 3 Gulden 9 Batzen für
den Pfarrer in der Grub, weil er von ihnen zur Hochzeit eingeladen worden
war. Nänni kaufte sich oder liess sich das hiesige Bürgerrecht schenken. Er
starb in Speicher im Alter von nur 37 Jahren an der Auszehrung. |
8. |
Christoph Hochreutener von
St. Gallen, als sein Nachfolger, erkrankte nach einer 15 - jährigen treuen
Amtsverwaltung während seiner dritten Ehe im Hals, was ihn am predigen
hinderte. Nach eineinhalbjähriger vergeblicher Hoffnung auf Genesung sah sich
die Gemeinde zur Wahl eines anderen Seelsorgers genötigt. Hochreutener lebte
als ein leuchtendes Beispiel von Frömmigkeit und Tugend und starb in seiner
Vaterstadt. |
9. |
Daniel Schlumpf von St.
Gallen wurde 1684 zum Pfarrer gewählt und soll nicht in die Fussstapfen
seines Vorgängers getreten sein. Man beschuldigte ihn der allzu gelinden,
nachlässigen Amtsverwaltung und seiner Freude an der Betrachtung des
Kegelschiebens, das übrigens damals obrigkeitlich gestattet war und sowohl
auf dem Kirchenplatz als auch im Moos betrieben wurde. Er hielt sich in
Speicher die erste Magd, Barbara Gschwend, welche sehr verständig gewesen
sein muss, da er ihr das Schulwesen grösstenteils überlassen konnte, was
sonst ja nur dem Pfarrer oblag. Im Alter bekam er wiederholt Schlagflüsse,
was ihn zum Predigen untüchtig machte. Er wurde daher nach einer halbjährigen
Wartezeit in den Ruhestand versetzt, in welchem er 1718 nach 3 ¾ Jahren bei seinem Schweigersohn an der
Kohlhalde im Alter von 67 Jahren starb. Unter ihm soll die Frechheit und
Ungebundenheit in der Gemeinde sehr überhand genommen haben. |
10. |
Christian Huber von St.
Gallen war ein treuer Arbeiter im Garten Gottes, vermochte aber in der nur 6
- jährigen Pfarrverwaltung nicht alles Unkraut auszureuten.1715 wurde er
einstimmig gewählt, erkrankte schon 1721 und starb nach 20 Leidenswochen im
Alter von nur 28 Jahren. |
In früheren Zeiten war man sehr froh, wenn man nur schon einen Pfarrer
fand, welcher sich auf eine neue Stelle bewarb, denn es gab von ihren nicht
im Überfluss. Nun trat aber das erste Mal der Fall ein, dass zwischen zwei
Kandidaten die Wahl offen stand und deswegen auch wirklich die Kanzel für
Probepredigten geöffnet wurde. Als neue Pfarrkandidaten bewarben sich Ungemuth,
der in der Sektierergeschichte des Landes eine wichtige Rolle gespielt hatte
und Gabriel Walser, dem dann der Vorzug gegeben wurde. |
1. |
Gabriel Walser von Teufen war
einer der bekanntesten Geistlichen im Land. Der Gelehrte, Naturforscher und
Schriftsteller bekleidete sein Amt in Speicher von 1721 - 1745. Eine gute
Biographie über Walser findet sich im Monatsblatt vom August 1826,
geschrieben durch Pfarrer Bänziger, Lehrer an der Kantonsschule Trogen. Darin
sind seine Entwicklung von Geburt an, seine Jugendjahre, die akademische
Laufbahn, aber auch Bade- und Reiseabenteuer und schriftstellerischen
Arbeiten aufgezeichnet. Weiteres von ihm findet man im: Kalender von 1738 -
1747, „Appenzellerchronik 1740“, „der Schweizeratlas 1768“ und „die
Schweizergeographie 1770“, nebst „Merkwürdigkeiten in den Alpen und hohen
Bergen“, „zur Erläuterung der Homannischen Karte“, herausgegeben mit dem
Atlas 1770, seine „treue Amtsverwaltung“, „glückliche Besorgung von Gemütskranken“,
seine „Toleranz in Glaubenssachen“, „Festigkeit in seinen Grundsätzen“, seine
„Redner- und Überzeugungsgabe“, sein „häusliches Leben“, seine „Liebe zur
Ordnung, Arbeit und Einfachheit“, „Körperkonstitution“, „Krankheit und Tod“.
Es gab aber bestimmt noch weitere, auf Speicher bezogene Veröffentlichungen,
welche dem Verfasser aber unbekannt sind. Walser war wegen seines erbaulichen Unterrichts, seiner Leutseligkeit
und Wohltätigkeit in der Gemeinde so beliebt, dass sie ihm seine oftmalige
Abwesenheit gerne verziehen wurde. Man wollte ihn mit allen Kräften in
Speicher behalten, auch wenn er sich während seiner Abwesenheiten mit anderen
Geistlichen behelfen musste. Man erneuerte 1723 die Kirche, erweiterte und
renovierte 1730 das Pfarrhaus und gab ihm 1731 statt des bisherigen
Scheiterbatzens, welcher von 123 Hausbesitzern eingezogen werden musste, eine
Pfrundgeldzulage von 36 Gulden. Als Walser eine Einladung nach Altstätten
erhielt, benutzte man die Gelegenheit, um ihm das Pfrundgeld, welches bisher
fast ohne Unterbruch 4 Gulden betragen hatte, auf 5 Gulden zu erhöhen. Aber
auch dieses immer noch sehr prekäre Einkommen war zur Bestreitung seiner
vielfältigen Ausgaben nicht ausreichend, da er auf Reisen, durch
Korrespondenz, Anschaffung vieler Bücher und die Gastierung von Freunden und
Verwandten, sehr viel Geld brauchte. Dazu kam noch, dass seine Frau, eine
geborenen Zollikofer aus St. Gallen, sich mehr für das Stadt- als für das
Landleben eignete. Er sah sich daher genötigt, die hiesige Pfründe gegen
diejenige in Berneck zu vertauschen, wo er sich mit zwei weiteren Kandidaten
für das Pfarramt beworben hatte. Aber auch so konnte er ohne die wiederholte
Unterstützung von Freunden und Verwandten nicht bestehen. Seine literarischen
Arbeiten, zu welchen ausser den bereits erwähnten auch „Das Vorbild von dem
heilsamen Worte, von den vornehmsten Glaubenslehren und Lebensgeschichten
eines Christen, St. Gallen 1796“ gehörte, haben ihm ökonomisch mehr Nachteile
als Vorteile gebracht, obwohl er sich dabei von der Regierung auf eine Weise
unterstützt sah, deren sich von den ihm folgenden Schriftstellern keiner mehr
erfreuen konnte. Er erhielt nämlich: Für seine Chronik 200 Gulden, seine
Appenzellerkarte 66 Gulden, seine Schweizergeographie 44 Gulden, sein
geschichtliches Manuskript 1764 300 Gulden. Die anderen gemeinnützigen
Arbeiten brachten ihm 1775 weitere 40 Gulden ein und im Jahr 1771 sammelten
seine Freunde beim Steuereinzug 77 Gulden, was zusammen also 727 Gulden
ergab. Auf der anderen Seite war er aber auch in früheren Zeiten wegen seiner
Teilnahme am Landhandel um mehr als ein ganzes Jahresgeld gebüsst worden. Er
war damals den eidgenössischen Gesandten nachgegangen und manchmal auch bei
einem Leichenbegräbnis bewaffnet aufgetreten. Er hatte sich politisch
engagiert, indem er den Landhandel auf der Kanzel erwähnte, die guten
Absichten der obrigkeitlichen Mandate in Zweifel gezogen hatte und Landammann
Wetter eine Geissel Gottes nannte. Zudem hatte er die Regierung und Bürger der harten Partei, darunter Pfarrer
Scheuss aus Schwellbrunn, beschimpft und ihnen nicht die gebührende Achtung
bezeugt. Zur Strafe musste er 228 Gulden in den Landseckel bezahlen, drei
Personen wegen Beschimpfung 55 Gulden Wiedergutmachung leisten und sich bei
ihnen entschuldigen und erst noch obrigkeitliche Abbitte tun. Von geringerem Ausmass war
sein Missfallen gegenüber dem Sektiererwesen, welches damals so heftig
spukte, dass selbst in Privathäusern das heilige Abendmahl ausgeteilt und
dabei Hauptmann Baumgartner beschimpft wurde. Tolerant wie er war, wollte er
gegen diese Menschen nicht mit aller Strenge verfahren, ihren Lehren aber
auch keine besondere Wichtigkeit geben. Als diese Angelegenheit an einer
unruhigen Kirchhöre zur Sprache kam, bemerkte er: „Er selbst könnte 6 bis 7 verschiedene Sekten hervorbringen, ohne
dass der gemeine Mann es bemerken würde“. Auf Grund dieser Aussage, und
weil er im Besitz der „Teufelsbibel“, einem kleinen ironischen Werk, gewesen
sein soll, wurde er 1724 bei der Behörde angeklagt. Die Regierung erinnerte
sich an den oft vergessenen Bibelspruch: „Gebt
dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“ und wies die Sache
an das Kapitel, welches in diesem Fall für die Beurteilung zuständig wäre und
das dann selbst an die Behörden gelangen könnte. Auf diese Weise war er
diesmal ohne Schaden davon gekommen und die Gemeinde war beruhigt. Das Monatsblatt, Jahrgang 1825, Seite 240,
bemerkt, dass seine „Teufelsbibel“ zum Feuer verdammt worden ist. Es könnte
auch sein, dass eine Verwechslung vorliegt, da es sich auch um diejenige des
Sektierers Frehner an der Halden handeln könnte. Während seines 24 ½ jährigen
Pfarrdienstes taufte er in Speicher 1444 Kinder und hielt 1261 Beerdigungen.
Im Jahr 1756 erfreute er die hiesigen Einwohner mit einer Gastpredigt. Im
Alter liess er in den Vorträgen viel Historisches einfliessen und musste sich
wegen seiner Gedächtnisschwäche einen Vikar halten. Walser starb 1778 in
Berneck im Alter von 82 Jahren und 7 Monaten. |
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2. |
Johannes Walser von Herisau
war früher Pfarrer in Waldstatt. Auf Anraten seiner Verwandten hielt er in
Speicher eine Wochenpredigt und wurde 1745 einhellig zum hiesigen Pfarrer
gewählt. Auf diese Pfarrstelle hatten sich noch drei weitere Kandidaten
beworben, von denen besonders Johann Ulrich Tobler aus Tobel zu nennen ist,
welcher zwar in seiner Probepredigt stecken blieb, später aber dennoch
Pfarrer in Teufen und Dekan wurde und sich zum vortrefflichen Prediger
entwickelte. Weil Toblers Predigergabe später so anerkannt war, müsste die
Gemeinde Speicher ihren Missgriff, welcher aus einem einmaligen
Steckenbleiben während einer Probepredigt entstanden war, gewiss gespürt
haben, wäre der neue Seelsorger nicht durch seinen Fleiss, seine Pflichttreue
und seinen fassbaren Unterricht in der Kirche und Schule so beliebt geworden,
dass ihm eine allgemeine Achtung zu Teil wurde. Mit Ausnahme einiger
Sektierer, welche 1751 den verbannten Michael Bruderer an die Grenze begleiteten
und von denen Jakob Iller den Pfarrer derart beschimpft hatte, dass er mit 3
Louisdor gebüsst und mit Gefangenschaft bedroht werden musste, liebte ihn die
ganze Gemeinde. Walsers scharfes Auge, seine ruhige Haltung und sein
beissender Witz hielten auch die Ungezogenen in den Schranken. Seine zweite
Gattin, eine Tochter von Dr. Oberteufer aus Herisau, war Mutter von 8 Kindern
und hatte als gebildetes Frauenzimmer und Muster häuslicher Tugend grosses
Ansehen. Sie besass eine gute Kenntnis in der Arzneikunde und soll besonders
in der Heilung von Kinderkrankheiten erfolgreich gewesen sein. Bei ihrem
geringen Einkommen von nur 5 Gulden pro Woche wusste dieses Ehepaar nach
damaligen Zeitbegriffen, Umständen und Lebensverhältnissen dennoch anständig
zu leben. Seine Amtstreue bereitete ihm
einen frühen, aber schönen Tod. Er besuchte einen Kranken, der in der Blatten
wohnhaft war und an den bösen Blattern erkrankt war. Von seinem Besuch
heimgekehrt, fühlte der Pfarrer bald die Folgen der Ansteckung und starb zum
Anfang des Jahres 1758 als Opfer seiner Pflichttreue im Alter von 61 Jahre
und 6 Wochen. Dabei hinterliess er seine treue Gattin mit ihren 8 Kindern. Die
Neujahrspredigt über die Worte: „ Bis
hierher hat uns der Herr geholfen“, war seine letzte Predigt und „dass er ferner helfen werde“, das
erfuhr die Witwe mit ihren 8 Waisen aufs eindrücklichste, indem sie sich mit
ihnen in Herisau glücklich über die Runden brachte. Von seinen Grossöhnen
wurde einer Pfarrer in Sax, einer in Kesswil und einer stand der Gemeinde
Herisau als Seelsorger vor. |
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3. |
Johann Phillip Schlang von
Schwellbrunn wurde nach einem drei Monate dauernden heillosen Durcheinander
gegen 7 Mitbewerbern zum Pfarrer gewählt. Seine Gegner hatten eine zweite
Probepredigt erzwungen und zur Kirchhöre Gemeindegenossen aus allen
Ortschaften herbeigerufen, denn sie wollten lieber Jakob Mock aus Herisau,
der neben Schlang die meisten Stimmen erhielt, als Pfarrer sehen. Ein Glück
für Schlang war es, dass sich die Pfarrherren aus Walzenhausen und Waldstatt
um des Friedens willen nicht zwischen die streitenden Parteien stellen
wollten. Schlang wurde nach einer Wahlpredigt, die wegen des grossen Zulaufs
von der Ratsstube aus gehalten werden musste, an einer tumultartigen
Kirchhöre am 22. März 1758 mit einer Mehrheit von 14 Stimmen gewählt und zum
Ärger seiner Gegner mit Jubel abgeholt. Seine Anhänger, die sogenannten „Schlangen“,
hatten umsonst versucht, den Gegnern aus andern Gemeinden das Stimmrecht zu
verweigern, wobei im Gedränge viele Stühle zerbrochen wurden. Mock wurde 8
Tage später Pfarrer in Rehetobel. Nach dieser Pfarrwahl legten einige
Vorsteher ihren Unmut dadurch an den Tag, dass sie zurücktraten, aber nach
etwas kühlerer Überlegung wieder an ihre Stellen zurückkehrten. Unter diesen
gewiss nicht günstigen Voraussetzungen trat Schlang die Pfarrstelle in
Speicher an. Sein kluges und menschenfreundliches Benehmen gegenüber Freunden
und Feinden, seine kernhaften, trostreichen und mitunter sehr ernsthaften
Predigten erwarben ihm schnell die Zuneigung der ganzen Gemeinde, so dass
Frieden und Eintracht zurückkehrten. Wie erfreulich musste es für ihn gewesen
sein, als ihm die Kirchhöre ganz unerwartet das Gemeinderecht schenkte.
Vielleicht war auch der Umstand dafür verantwortlich, dass für die Hochzeit
seiner Tochter am 14. Juli 1779 nach St. Gallen der Gemeinde 108 Gulden Abzug
zufielen. Unterdessen war auf den Schwingen der Zeit sein Alter herangerückt und
die Vorsteher, welche bei seiner Wahl in Speicher schon ihn ihrem Amt gewesen
waren, hatten alle ausser Landammann Zuberbühler den Weg allen Fleisches
zurückgelegt. Schlang spürte seine schwindenden Kräfte und ersuchte im Juni
1787 nach dem Tod seines hoffnungsvollen 19 - jährigen Sohnes, welcher soeben
in Zürich seine Studien beendet hatte, um die Unterstützung durch einen Vikar
nach. Bei der Ablehnung seines Gesuches wäre er genötigt gewesen zu
resignieren. Die Gemeinde bewilligte sein Gesuch und beschloss am 17. Juli
1787, sein Pfrundgeld von 5 Gulden auf 8 Gulden zu erhöhen. Ein deswegen
durchgeführter Umgang warf eine Kollekte von 3861 Gulden ab. Pfarrer Schlang
schlug der Vorsteherschaft den Kandidaten Küng als Vikar vor. Dieser wurde
eingestellt und erwarb sich schnell das Zutrauen des Volkes, so dass einige
ihm, anstatt dem Pfarrer Geschenke machten. Viele Gläubige meinten sogar,
dass man Küng zum Pfarrer wählen sollte. Gottlob dauerte dieser für den
Pfarrer verdriessliche Zustand nicht sehr lange, weil der Vikar 8 Wochen nach
seinem Amtsantritt in Speicher zum Pfarrer von Schönengrund gewählt wurde, wo
er später wegen seines ärgerlichen Lebenswandels aus der Synode ausgestossen
und von seiner Stelle entlassen wurde. Pfarrer Schlang strengte sich
nun an, sein Amt wieder ohne Hilfe eines Vikars zu versehen. Bis zum Frühling
1791 war ihm das auch möglich. Zu dieser Zeit begab er sich nach St. Moritz,
um eine Wasserkur zu machen. Leider hatte sie aber nicht den gewünschten
Erfolg und er konnte nach seiner Rückkehr nicht mehr selbst predigen, sondern
musste die Kanzel bis nach dem Bettag mit fremden Pfarrern versehen lassen.
Als nun sein Freund, Dekan Tobler aus Teufen starb, ernannte er dessen Vikar
Meier zu seinem Gehilfen. Da er dies ohne die Genehmigung der Vorsteher
machte, entstand böses Blut und Ratsherr Konrad Tobler versprach einem
gewissen Jakob Koller im Wirtshaus „zur Traube“ ½ Federntaler, wenn er
hingehe und dem Pfarrer sage, er müsste zu Weihnachten entweder selbst
predigen oder resignieren. Der Pfarrer bemühte sich nun selbst auf die Kanzel
und predigte, ohne sich jedoch etwas von den Anfeindungen anmerken zu lassen
und teilte auch das heilige Abendmahl in einem Sessel sitzend aus. Nun
verschlimmerte sich sein Gesundheitszustand und die Wassersucht mit ihren
Beschwerden nahm überhand. Am 16. Juli 1792 erlag sein Körper der Krankheit,
er hatte 61 Jahre und 34 Wochen gelebt. Während seiner 34 - jährigen
Amtsdauer erhielten 2830 Kinder das Sakrament der heiligen Taufe und starben
2598 Personen, 1651 Paare wurden durch ihn getraut und 1084 Personen
bereitete er zum heiligen Abendmahle vor. Seine erste Frau, Anna Katherina
Kriemler starb am 29. Mai 1772. Seine zweite Ehefrau Maria Magdalena Nänni
aus Speicher heiratete nach dem Tod von Schlang den vorher erwähnten Ratsherr
Konrad Tobler. |
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4. |
Johann Jakob Zuberbühler aus
Waldstatt wurde am 24. Januar 1767 geboren. Wie viele seiner Vorgänger
erhielt er nach kurzer Lehrzeit in Basel, dem sogenannten „Mushafen“, die
Ordination und wurde bald darauf in Grub angestellt. Bei seiner Wahl nach Speicher im Jahr 1792 sah man von den
gewöhnlichen Gebräuchen ab, weil es bei der letzten Pfarrwahl grosse Probleme
gegeben hatte. Gutgesinnte Männer, bei denen Landammann Zuberbühler an der
Spitze stand, forderten zuerst die Vorsteher zur Besonnenheit auf, denn sie
wollten diese Angelegenheit mit Einsicht und Kraft hinter sich bringen.
Dadurch gelang es ihnen, die Aufstellung der Kanzel zu verhindern und dem
Volk den Kandidaten beliebt zu machen. Dieser wurde dann an der am 8. August
durchgeführten Kirchhöre gewählt, wobei Vikar Meier, welcher 40 Wochen mit
Beifall gepredigt hatte, auf der Strecke blieb. Nachdem Pfarrer Zuberbühler
mit grossem Tamtam und nicht weniger als 319 Gulden 31 Kreuzer Unkosten
abgeholt worden war, hielt er am 15. August 1792 die Antrittspredigt über 1.
Th. 4,2. Am 7. September des gleichen
Jahres verehelichte er sich mit Jungfer Maria Elisabeth Honnerlag, Tochter
des Landeshauptmanns Dr. Honnerlag aus Trogen. Er zeigte sich als sehr
tätiger Mann, welcher aber in seinem Lebensabend zu einseitig wurde und den
Bestrebungen der gebildeten Volksgruppe Speichers wenig Unterstützung bieten
konnte. Seine Predigten zeichneten sich weder durch grosse Tiefe der
Gedanken, noch durch blühende und ausgebildete Sprache aus, aber er wusste
sie den Umständen gut anzupassen und darum sind seine Gelegenheitspredigten
jetzt noch lesenswert. Von seinen Predigten erschien 1810 eine Sammlung bei
Brentano in Bregenz. Die meisten dieser Predigten beziehen sich auf den
Kirchenbau in Speicher. Neben der genannten Predigtsammlung liess er folgende
Schriften drucken: „Ein christliches Erbauungsbüchlein in Morgen- und
Abendandachten“, 1801“; „Eine Art Enzyklopädie als Anleitung für
Schullehrer“, 1816; „Eine Erklärung des Zürcherkatechismus in Frag’ und
Antwort“, 1821; „Predigt über die Gerechtigkeit eines freien Volkes“, 1824. Wenn auch hie und da
Verdriesslichkeiten sein religiöses Gemüt verletzten und ihn die langjährige
Leidensgeschichte seiner Frau und ihr anschliessender Tod sein zartfühlendes
Gemüt tief ergriffen hatten, so blieb er doch bis in sein Greisenalter bei
guter Gesundheit. Da sich sein Gehör mit zunehmendem Alter verschlechterte,
wurden seine persönlichen Gegner immer häufiger zu Klagen ermuntert. Sie
glaubten, dass er den Wünschen und Forderungen an einen Prediger nicht mehr
genügen könnte und auch für den Konfirmandenunterricht nicht mehr tauglich
sei. Auf diese Klagen eingehend, beschloss der Gemeinderat am 7. Dezember
1838, einige Vorsteher mit der Forderung zu Pfarrer Zuberbühler zu schicken,
dass er sich einen Vikar anstellen müsste. Der Pfarrer willigte unter
folgenden Bedingungen ein:
Während man sich mit diesen Bedingungen auseinandersetzte, wurde
Kandidat Altherr, den man sich zum Vikar auserwählt hatte, zum Pfarrer in
Schwellbrunn gewählt. Nun liess man die Sache einige Zeit ruhen. Am 1. März
1839 aber legten 23 Gemeindeeinwohner eine Petition vor, nach welcher sie das
Gesuch um die Abhaltung einer ausserordentlichen Kirchhöre stellten und an
welcher gefragt werde:„Ob Pfarrer
Zuberbühler noch länger als Pfarrer beibehalten oder als solcher zu entlassen
sei“. Die Vorsteherschaft bemühte sich vergeblich, die Petenten zur
Zurücknahme ihrer Bittschrift zu bewegen. Diese wiederholten am 5. April ihr
Gesuch und so beschloss der Gemeinderat, den Pfarrer zum freiwilligen
Rücktritt aufzurufen. Pfarrer Zuberbühler versprach dies auch unter der Bedingung,
dass man ihm ein anständiges Honorar zukommen lasse. Die Kirchhöre vom 5.
Mai, welche speziell dafür einberufen worden war, bewilligte eine von
Landeshauptmann Zuberbühler vorgeschlagene Dankesbelohnung von 1000 Gulden
(die Vorsteherschaft hatte 800 Gulden vorgeschlagen). Gleichzeitig wurde der
Gemeinderat beauftragt, sich nach einem neuen Pfarrer umzusehen. Das
Pfrundgeld wurde auf 15 Gulden festgelegt, wozu dann noch jene 44 Gulden für
den Schulbesuch kamen, welche schon der bisherige Pfarrer bezog. Pfarrer Zuberbühler versah
noch sein Amt bis zur Ankunft des neuen Pfarrers und hielt am 4. August seine
Abschiedspredigt über die Apostelgeschichte 20, 31.32. Im ersten Teil legte
er einen Bericht seiner 47 - jährigen Amtsverwaltung vor, während welcher
4044 Kinder getauft wurden, 3905 Personen starben, 1715 Jünglinge und
Jungfrauen den Taufbund bestätigten und 920 Paare heirateten. Im zweiten Teil
sprach er den Segen über die Gemeinde aus. Noch in der gleichen Woche begab
er sich nach Altstätten, wo er bis an sein Ende blieb und seine grösste
Freude darin sah, wenn er als Prediger aushelfen konnte. Noch in seinem 80.
Lebensjahr predigte er in Teufen. Endlich erschien auch für ihn der Tag der
Auflösung und er starb 1847 im Alter von über 80 Jahren. |
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5. |
Johannes Kanus aus Alt- St.
Johann wurde am 30. Juni 1839 zum Seelsorger gewählt. Am 14. August wurde der Nachfolger von Pfarrer Zuberbühler
abgeholt. Alle Vorsteher und einige Privatleute begaben sich nach Nesslau,
eine grössere Zahl fuhr ihm bis nach Oberriet oder Altstätten entgegen. In
Altstätten fand am 15. August ein Mittagsmahl mit 90 Personen statt. Anschliessend
zogen 24 grösstenteils zweispännige Wagen, denen 4 Reiter vorausritten, nach
Speicher. Als der Zug die Halden in Trogen passierte hatte, liess man in
Speicher die grosse Glocke zu läuten welcher bei der Ankunft im Bendlehn der
feierliche Klang des ganzen Geläutes folgte. Die Glocken verstummten erst,
als der neue Pfarrer auf dem Kirchplatz angekommen war. Nachdem die Musik
gespielt hatte, sang der Chor und Landesfähnrich Rechsteiner begrüsste den
neuen Pfarrer mit einer passenden Rede. Knaus war vom Empfang tief bewegt.
Ein Abendessen im Wirtshaus „zum Löwen“ beschloss das Fest, an welchem die
Vorsteher und Lehrer gastfrei gehalten wurden. Am 18. August hielt Pfarrer
Knaus seine Antrittspredigt über 2. Kor. 4, 13: „Ich glaube, darum rede ich“. Einige Notizen aus seiner
Ausbildungszeit und aus seinem amtlichen Leben bis zum Zeitpunkt, als er in
unserer Gemeinde eintrat, sind vielleicht für einzelne Leser nicht ganz ohne
Interesse: „In der an der Grenze von Wildhaus gelegenen St. Gallischen Gemeinde
Alt- St. Johann wurde Johannes Kanus am 18. November 1791 von soliden
Bürgereltern geboren. Er widmete
sich mehrere Jahre der lateinischen und griechischen Sprache und den Realien
beim benachbarten Pfarrer in Wildhaus, welcher eine kleine Realschule von
etwa 8 – 10 Schülern leitete. Von 1811 - 1813 wurde er in die höhere
Lehranstalt nach St. Gallen versetzt und lernte unter Professor Scheitlin die
schon genannten Sprachen, verbunden mit Realien und Philosophie. Im Frühling 1813 wechselte er
in die württembergische Universität Tübingen, wo er bis im Frühling 1817
weilte. Im ersten Jahr beschäftigte ihn ausschliesslich das Studium der alten
Sprachen, wobei nebst den hebräischen und orientalischen Sprachen auch die
Philosophie gehörte. Die Professoren Conz, Gaab, Steudel und Sigwart waren
seine Lehrer. Die drei folgenden Jahre waren vorzugsweise der Theologie
gewidmet, so dass er den 3 - jährigen Kurs, welcher für die Württemberger
Theologiestudenten berechnet war, mit ihnen anfing und beendete. Hier waren
Bahnmeier, Bengel, Flatt, Gaab, Schnurrer, Steudel und Wurm seine Ausbildner.
Nach 4 – jähriger Studienzeit kehrte er Ende April 1817 in sein Vaterland
zurück und wurde noch vor dem Examen und seiner Ordination an die vakante
Stelle in der Gemeinde Krummenau, im Toggenburg, berufen. Sobald er sein
Examen abgelegt hatte und dadurch die Ordination erhielt, wurde er zum
Pfarrer gewählt, so dass er am 18. Mai 1817 als erst 25 ½
jähriger Mann seinen ersten Pfarrdienst antrat. Im August 1827 bezog
er die Pfarrstelle im Werdenbergischen Sevelen. Im Jahr 1828 wurde Kanus vom
evangelischen Erziehungsrat des Kantons St. Gallen das Inspektorat über die
Schulen im Bezirkes Werdenberg übertragen. Dieses Amt bekleidete er bis zu
seiner Rückkehr ins Toggenburg. 1830 wählte ihn die St. Galler Synode zum
Mitglied des evangelischen Kirchenrates, des evangelischen Ehegerichtes und
des theologischen Examinationskollegiums, bei Einführung der neuen Verfassung
wurde er vom evangelischen Grossen Rat in diesen Ämtern erneut bestätigt.
Nachdem er seit dem Dezember 1834 eine Pfarrstelle in Nesslau im Toggenburg
versehen hatte, folgte er im Juni 1839 endlich dem Ruf nach Speicher. Knaus veröffentliche folgende
Schriften:
|
Seit unsere Kirchgemeinde bestand, hatte sie noch nie einen Pfarrer
gehabt, welcher Bürger von Speicher war. Bisher haben auch nur sehr wenige
Speicherer Theologie studiert und wenn, dann erst in jüngster Zeit. Dies waren: |
1. |
Johann Ulrich Schläpfer wurde
1735 geboren und starb in Wattwil als Kandidat im Alter von nur 25 Jahren.
Das Glück war ihm schon in seiner Vatergemeinde nicht auf seiner Seite, als
er sich 1738 mit den Worten :“Betrachtet doch den jungen Lehrer nicht!“ auf
eine Stelle gemeldet hatte. Er starb 1761, ohne je eine Pfründe erhalten zu
haben. |
2. |
Johann Jakob Schläpfer
(Konraden Bartlis), ein Mann mit vielen Talenten, gelangte mit eisernem
Fleiss zur Pfarrstelle in Mühlehorn im Kanton Glarus, nachdem er eine kurze Lehrzeit
in Schwellbrunn und Basel absolviert hatte. Nachdem er von Mühlehorn nach
Waldstatt berufen worden war, verlor er wegen seines Eigensinns und der
Heirat mit seiner Magd die Liebe und Achtung der Gemeinde. Auch an seinen
nächsten Wirkungsstätten Ganterschwil und Hüttlingen konnte er wegen seiner
Originalität nicht lange bleiben. Er entschloss sich daher, Arzneikunde zu studieren,
da er sich dort bereits bedeutende Kenntnisse angeeignet hatte. Johann Jakob
Schläpfer starb 1812 als Student in Strassburg. |
3. |
Johannes Rüsch wurde 1792
geboren und zum Kaufmann erzogen. Er entschloss sich 1812 zum Studium, weil
der Handel stockte. Seine Theologische Ausbildung erhielt er in Schaffhausen,
Tübingen und Halle. Seine erste Pfarrstelle erhielt er im Thurgau, wo er
zuerst in Leutmerken, dann in Bürglen und später Gottlieben angestellt war,
wo er 1850 starb. |
4. |
Johann Konrad Rechsteiner
wurde 1798 geboren, erwarb sich in Gottstadt gute Kenntnisse und widmete sich
dann der theologischen Wissenschaft und studierte mit Erfolg in St. Gallen
und Halle. Nach seiner Rückkehr versah er mit Beifall das Vikariat von
Walzenhausen und Marbach. 1822 wurde er von der Gemeinde Ennetbühl zum
Pfarrer erwählt. Weitere Pfarrstellen versah er ab 1824 in Schönengrund und
1829 in Teufen. Als ihm diese Pfarrstelle wegen seiner schwankenden
Gesundheit zu schwer wurde, trat er im Oktober 1844 zurück. Später war er
Pfarrer in Eichberg, Kanton St. Gallen und wurde besonders als Botaniker und Entomologe,
sowie auch als Verfasser eines Wörterbuches bekannt. |
5. |
Johann Ulrich Zürcher wurde
1807 geboren und erhielt die Ordination 1834. Daraufhin wurde er in die
Synode aufgenommen. Er versah eine Zeit lang die Pfarrei Ennetbühl, im Kanton
St. Gallen, bis er sich zurückzog und privatisierte |
6. |
Johannes Altherr wurde 1812
geboren und wurde 1839 Pfarrer in Schwellbrunn. Er machte seine Vorstudien an
der Kantonsschule Trogen und Basel und studierte anschliessend in Tübingen, wo
er examiniert und ordiniert wurde. |