Messmer Johannes Schmidle war
im April 1790 verstorben. Bei der Nachfolgeregelung entstand nun eine heftige
Auseinandersetzung, denn an der Ratsversammlung vor der Hauptmannsgemeinde ersuchten
5 Gemeindegenossen um die Erlaubnis, sich um die Messmerstelle bewerben zu
dürfen.
Als Bewerber meldeten sich:
Rudolf
Sturzenegger, Gabriel Altherr, Hans Ulrich Schläpfer, Michael Sonderer
und Michael Schmidle - Sohn des
verstorbenen Messmers.
Den ersten vier wurde ohne Vorbehalt die Erlaubnis
zur Bewerbung erteilt. Schmidle hingegen wurde auferlegt, er müsse den
Austritt aus der Holländischen Armee vorweisen können. Der Vorbehalt war
darin begründet, dass Schmidle vor etlichen Jahren desertiert war. Da dieser nun vorgab, bald zu einem solchen Dokument
gelangen zu können, wurde die Wahl verschoben. Nun schlugen die Anwärter dem
regierenden Hauptmann Johann B. Rechsteiner vor, dass bis nach erfolgter Wahl
einer nach dem andern von ihnen das Amt verwalten könnte. Michael Schmidle,
von der Vorsteherschaft ja als unfähig erklärt, sollte aber ausgeschlossen
sein. Der Hauptmann verwies sie an Landammann Zuberbühler und dieser an die
Räte. Samuel Locher, welcher vor den Gemeinderat trat, erhielt
folgende Antwort:
„Die sämtlichen
Herren Vorgesetzten haben das Begehren von Michael Schmidle und den anderen
Kompetenten wohl überlegt und finden nicht für gut, den Messmerdienst einen
um den andern versehen zu lassen wegen der Kirchenuhr. Deswegen ist einhellig
erkannt worden, dass man einen unparteiischen Mann stellen wolle, um den
Messmerdienst zu versehe. So habe sich keiner zu beklagen, dass man nicht
allen gleiches Recht halte und Michael Schmidle soll die Schlüssel bringen“.
Samuel Locher geriet in
heftigen Zorn und schimpfte über diese Anordnung. Er bezeugte aber bald aus
Furcht vor der Strafe Reue und versprach, sich zur Ruhe zu begeben. Dennoch
konnte man dieser Entscheidung nichts positives
abgewinnen. Ein weiterer Funken vereinigte sich mit der lodernden Flamme und
schon brach ein grosses Feuer aus.
Bis dahin war es die Regel
gewesen, dass die Schwende wenigstens mit einem Mitglied in der
Vorsteherschaft vertreten war. 1782 aber versetzte der Schwanenwirt und Ratsherr
Tobler seinen Wohnsitz vom Wiesbühel nach dem Brand, wo er ein neues Haus
baute. Die Schwende hatte somit kein Ratsmitglied mehr. 1790 hofften die
Bewohner dieses Bezirkes, wieder zu ihrem früheren Recht gelangen zu können,
als Hauptmann Johannes Rechsteiner zurücktrat und Ratsherr Johannes B.
Rechsteiner von der Kirchhöre an seine Stelle gewählt wurde. Sie sahen sich
aber in ihrer Hoffnung getäuscht, indem die Kirchhöre den resignierten
Hauptmann zu ersten Ratsherren ernannte.
Ihren berechtigten Zorn
zeigten sie nun, indem sie sich mit grossem Eifer in den Messmerhandel
mischten. Sie taten sich zusammen und einzelne äusserten
sogar, die Vorgesetzten wollten dem Volk die Rechte stehlen, da sie
eigenmächtig einen Messmer eingesetzt hätten, was normalerweise der Kirchhöre
zustehe.
Der provisorisch ernannte Messmer Johannes Schittli
musste nun den Unwillen des Volkes fühlen. Viele schimpften über ihn und
drohten, wenn er den Dienst versehe, würden sie nicht zum Abendmahl gehen.
Vergeblich versuchte Hauptmann Rechsteiner die
„Schwendliger“ zu beruhigen. Am 10. Juni begehrten diese in einer prall
gefüllten Amtsstube, dass entweder Michael Schmidle den Dienst versehe, oder
dass eine Kirchhöre gehalten werde, um einen andern Messmer zu wählen. Die
Leute liessen sich nicht abweisen, deshalb rief der Hauptmann die Vorsteher
zusammen. Weil die Gerichte aber geschlossen waren, versammelten sie sich im
Hause des Altbauherren Johannes Rechsteiner und beschlossen, über die
Festtage nichts abzuändern.
Am 17. Juni erhielt Hauptmann Rechsteiner die
Nachricht, dass fast die ganze Schwende im Anzug sei. Um den Unzufriedenen
auszuweichen, wollte er sich zu seinen Arbeitern auf dem Siechengut begeben,
musste aber wieder nach Hause zurück. Als der Protestzug bei ihm eintraf,
machte ihr Anführer Deias Graf folgenden Vortrag:
„Er habe etwa 50
Männer bei sich und begehre in ihrem Namen, dass des Messmers Michael den
Dienst versehe oder ein anderer Messmer als Schittli gewählt werde“.
Hauptmann Rechsteiner beriet
sich bis am Abend mit Landammann Zuberbühler über dieses Problem, so dass
viele Schwendliger nach Hause zurückkehrten. Rechsteiner teilte den noch
Wartenden mit, dass man morgen über ihren Antrag beraten wolle. Sie könnten
zwei oder drei Männer abordnen, denen werde man Red und Antwort geben, aber
nicht einem solchen Haufen. Am nächsten Tage standen dann folgende Personen vor
dem Gemeinderat: Deias Graf im Tobel, Hans Jörg Lanker, Bartli Eugster,
Johannes Meier, Uli Tobler, Michael Graf, Johannes Koller (Enzlis Michael),
Michael Sonderer, Uli Schmidli, Michael Bänziger, Johannes Keller an der
Halden, Johannes Rechsteiner, Michael Kriemler an der Kohlhalden, Hans Ulrich
Baumgartner, Jakob Koller- jung Kotli und Hans Jörg Grunholzer im Tobel.
Die Vorgesetzten eröffneten
ihnen, „ sie sehen allerseits einmütig an, dass in solchem
Fall, dass ein Messmer sterbe, und keine Kinder mehr bei ihm im Hause habe,
die weitere Verwaltung des Dienstes der Wittfrau zugehöre, und aus diesem
Grund sei derselbe ihr auch erkannt worden, dass sie mit Beihilfe eines
Ehrenmannes den Dienst versehen könne, den Tochtermann Stark aber nicht
brauchen könne, weil er kein Gemeindegenosse sei und mit Michael Schmidle sei
es so lang eingestellt, bis er einen ehrlichen Abschied zeige, oder von der
Rekrutenkammer gesäubert und aufgestellt sei, alsdann haben die Herren
Vorgesetzten auch nichts dagegen, wenn er den Dienst wieder versehe. Er solle
die Sache nur beschleunigen“.
Die Freunde des Michael Schmidle gaben sich nun alle
Mühe, einen Ehrenabschied zu bewirken. Sie konnten aber nur einen Schein
erhalten, da nach der Desertion Schmidles ein Generalpardon ergangen war.
Diesen Schein wollte aber die Rekrutenkammer nicht für einen Ehrenabschied
anerkennen. Man machte seinen Freunden deutlich, wenn sie sich nicht von der
Sache distanzieren würden, könnte es so weit kommen, dass Schmidle als Deserteur
abgeurteilt würde. Da gaben sie endlich Ruhe und die Kirchhöre wählte bei
schönstem Frieden den Jakob Iller zum Helfer der Witwe des alten Messmers.
Neben ihm hatte Rudolf Sturzenegger die meisten Stimmen, so dass der
Entscheid erst nach mehreren Wahlgängen gefallen war.
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