Neutralitätsbeobachtung in dem Toggenburgerkrieg 1712

 

Wie sich der Abt von St. Gallen früher auf Kosten der Appenzeller immer mehr Rechte in Anspruch hatte nehmen wollen, so versuchte er dies auch im durchs Kloster aufgekauften Toggenburg.

Da Ungehorsam schwer bestraft wurde, suchten die Toggenburger Schutz bei ihren eidgenössischen Schirmorten und fanden auch entsprechendes Gehör. Diese Angelegenheit war zuerst rein politisch, wurde aber beim leicht entzündbaren Glaubenshass zwischen Reformierten und Katholiken schon bald auf die religiöse Seite hinübergezogen. Zürich und Bern, als reformierte Orte, zeigten besonders viel Sympathie für ihre Glaubensbrüder im Toggenburg. Schwyz, welches sich zuerst auf die Seite der Toggenburger gestellt hatte, stellte sich plötzlich mit Luzern, Uri, Unterwalden und Zug auf die Seite des Abtes und auch das entfernte Wallis gesellte sich dazu. Es wurde hin und her getagt, ohne dass man sich einig wurde. Krieg schien das einzige Mittel zu sein und so zogen Zürich und Bern verwüstend in die Abteilande ein und besetzten es. Im Aargau, wo die Zürcher und Berner auf Kosten der katholischen Stände Eroberungen machten, kam es bei Villmergen zur Schlacht und die Katholiken wurden vernichtend geschlagen.

1712 wurde der zweite Aarauer Frieden zwischen den kriegsführenden Orten geschlossen. Nachdem 1714 im sogenannten Rorschacher Frieden die Verhältnisse zwischen dem Abt und den Toggenburgern neu festgelegt worden waren, stimmte im Jahr 1718 endlich auch der Abt diesem Vertragswerk zu.

Auch die Appenzeller liessen sich diesen Friedensvertrag aufnehmen, obschon sie wie alle oben nicht genannten Stände neutral geblieben waren. Wir haben diese nicht in die Gemeindegeschichte gehörende Angelegenheit aufgenommen, weil sich ein paar Straffälle einiger Gemeindemitglieder darauf beziehen.

Appenzell selbst verhielt sich in diesem Krieg, wie erwähnt, unparteiisch. Einige Personen aus unserer Gemeinde machten sich aber schuldig, von zürcherischen und bernerischen Soldaten Sachen gekauft zu haben, welche diese aus dem Fürstenland geraubt hatten.

Folgende Personen wurden deshalb bestraft:

 

1.

Johannes Rechsteiner und seine Mithaften. Sie kauften von einem bernerischen oder zürcherischen Wachtmeister, welcher damals in Rorschach postiert war, drei erbeutete Kühe zu dem Spottpreis von 3 Talern. Die Kühe wurden der Generalität zurückgestellt und Rechsteiner um 5 Kreuzer gebüsst. Ihm wurde auferlegt: „Wenn er meine, etwas zu seinem Schaden ausgegeben zu haben, könne er seinen Mann suchen“.

2.

Bartli Nänni und Leonard Schläpfer kauften von zürcherischen oder bernerischen Soldaten ein Käsekessi,

welches von diesen erbeutet worden war. Dafür bezahlten sie 1 - 2 Liblang (18 - 36 Batzen). Deswegen wurden sie wie folgt verurteilt:

„Sie sollen hiermit zur Verhütung böser Konsequenzen ein jeder um 5 Kreuzer Busse belegt sein. Das Kessi aber soll, bis es von gehörigem Orte angefordert werde, an seinem Platz verbleiben.“

 

Es soll auch viel Kriegsbeute an Bewohner der Schwendi verkauft worden sein, die Käufer wurden dabei aber nicht verraten.